Um die Einbindung der Emissionen durch unsere Klimaschutzprojekte nachweislich zu garantieren, arbeiten wir mit CO₂-Zertifikaten international anerkannter Standards. Dabei kommen zwei Verfahren zum Einsatz: Entweder wird die CO₂-Bindung wissenschaftlich prognostiziert (ex-ante) – oder sie ist bereits nachweislich erfolgt (ex-post). Die ausgestellten Zertifikate garantieren, dass das gebundene CO₂ verlässlich dokumentiert wird.
Wie funktioniert die Einbindung von Emissionen?

Es gibt zwei Methoden für die Gewinnung von CO2-Zertifikaten aus einem Klimaschutzprojekt:
- Die eine Methode basiert auf einer Prognose der CO2-Einbindung, die bei der Pflanzung der Baumsetzlinge wissenschaftlich erhoben wird. Hierbei handelt es sich um sogenannte Ex-ante-Zertifikate (lateinisch „im Voraus“).
- Die andere Methode basiert auf bereits gepflanzten Bäumen, die im Laufe der Jahre und in regelmäßigen Abständen im Rahmen eines Monitorings vermessen werden. Anhand des Zuwachses der Biomasse werden CO2-Zertifikate ausgeschüttet: Sogenannte Ex-post-Zertifikate (lateinisch „im Nachhinein“).
Warum arbeiten wir mit externen Standards zusammen?
Die Zertifikate werden von international anerkannten Standards ausgestellt: So gibt es zum Beispiel VCUs (Verified Carbon Units), die von der Non-profit-Organisation VERRA ausgegeben werden, PVCs (Plan Vivo Climate Certificates), die von der Non-profit-Organisation PlanVivo ausgegeben werden und Zertifikate unter dem Gold Standard.
Zur Info: Mehr zu den verschiedenen Standards gibt es weiter unten.
Die Organisationen prüfen zunächst den Aufbau des Projekts, die Besitzverhältnisse der Flächen und die Berechnung der CO2-Einbindung bzw., ob die daraus resultierende Prognose realistisch ist. Diese Prognose wird regelmäßig vor Ort überprüft und das bereits eingebundene CO2 in Form von verifizierten Zertifikaten vergeben.
Je nach den projektspezifischen Risiken wird ein Sicherheitspuffer angelegt. Dieser Puffer sorgt bei einem Ausfall einzelner Flächen, beispielsweise durch Extremwetterereignisse, dafür, dass insgesamt im Projekt deutlich mehr Treibhausgase gebunden bleiben, als Zertifikate zur Verfügung gestellt werden. Sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass ein Projekt komplett ausfällt, sorgt der projektübergreifende Sicherheitspuffer des Kohlenstoffstandards für die Sicherheit der Zertifikate. So werden zwischen 10 und 20 Prozent der Zertifikate einbehalten.
Wie wird die Doppelzählung vermieden und welche Rolle spielt Artikel 6 des Pariser Klimaabkommens?
Die sogenannte Doppelzählung ist erst seit kurzem relevant für den freiwilligen Kohlenstoffmarkt – nämlich, seitdem auch die Länder im globalen Süden Ziele zur Emissionsminderung erfüllen müssen.
Früher, unter dem Kyoto-Protokoll von 1997, wurden diese Länder noch nicht in die Pflicht genommen. In diesem ersten völkerrechtlich verbindlichen Vertrag zur Eindämmung des Klimawandels verpflichteten sich zunächst die Industriestaaten, darunter auch Deutschland, den Ausstoß klimaschädlicher Gase zu senken. 2005 trat das Protokoll in Kraft und durchlief zwei Verpflichtungsperioden. Seitdem können die teilnehmenden Länder, auch in Kooperation, Emissionsminderungsmaßnahmen durchführen und dafür Emissionsgutschriften erzielen, die sie sich selbst anrechnen oder die sie im Europäischen Emissionshandel anbieten können.
Im Jahr 2015 wurde dann das Übereinkommen von Paris verabschiedet, welches das Kyoto-Protokoll ersetzen sollte. Das internationale Regelwerk für die marktbasierte Zusammenarbeit gemäß Artikel 6 dieses Abkommens entwickelte sich in den folgenden Jahren durch Beschlüsse der UN-Klimakonferenzen weiter. Die Entscheidungen der 29. UN-Klimakonferenz (COP29) im Jahr 2024 ermöglichen mittlerweile die vollständige Umsetzung der marktbasierten Kooperationen gemäß Artikel 6. Sie schließen damit die neunjährige Arbeit an den internationalen Regeln ab.
Heute gelten für alle Vertragsstaaten die „Nationally Determinded Contributions“ (kurz: NDCs). Die Länder rechnen sich seitdem jede CO₂-Einbindung auf ihrem Staatsgebiet an, sofern sie nicht explizit über „Corresponding Adjustments“ (kurz: CAs) darauf verzichten und sie im freiwilligen Kohlenstoffmarkt anbieten. Das „Problem“: Zertifikate mit entsprechenden CAs gibt es (noch) nicht in nennenswerten Mengen. Für Zertifikate im freiwilligen Markt kann eine Doppelzählung deshalb aktuell nicht mehr ausgeschlossen werden.
Ist meine bisherige Kompensation jetzt unwirksam?
Ein klares Nein. Das freiwillige Engagement wird durch die geänderten Rahmenbedingungen rund um CO₂-Zertifikate nicht weniger wichtig, im Gegenteil: Jede bisher stattgefundene und noch geplante Stilllegung von Zertifikaten führt nach wie vor zu einer realen Klimaschutzwirkung und ist damit ein sinnvoller Beitrag zum Erreichen der globalen Klimaziele.
Eine Sache ändert sich jedoch: Bei der Ausstellung der Zertifikate sorgte bisher der Zertifizierungsstandard für die Vermeidung von Doppelzählung. Jede Kompensation von Treibhausgasen endet mit der Stilllegung eines CO2-Zertifikats (1 Zertifikat = 1 Tonne CO2). Die Zertifikate werden in zentralen Registern geführt und können nur einmal stillgelegt werden. Erst nach der Stilllegung ist garantiert, dass das Zertifikat nicht weiter genutzt werden kann, denn die Stilllegung ist immer unumkehrbar. Der Zertifizierungsstandards reicht heute allerdings nicht mehr aus, um die Doppelzählung auszuschließen, dafür sind Corresponding Adjustments (CAs) vonnöten.
Das bedeutet: Unternehmen, die sich für das Klima engagieren möchten, nutzen deshalb nach wie vor ihren eigenen Corporate Carbon Footprint (kurz: CCF) als Berechnungsgrundlage, um die Höhe ihres Beitrags zu bestimmen. Von Kompensation im ausgleichenden Sinne kann zwar nicht mehr gesprochen werden – die CO₂-Einbindung hätte ohne das Engagement aber dennoch nicht stattgefunden.
Das Engagement ist aus diesem Grund wirksam wie wichtig zugleich: Die Länder des globalen Südens brauchen unsere finanzielle Unterstützung, um die Verpflichtungen durch Artikel 6 zu erreichen. Sie setzen diese vor allem dafür ein, um kostengünstig CO₂ zu reduzieren. Private Mittel sorgen also auch für Klimagerechtigkeit, da sie Länder mit sehr viel geringeren Emissionen bei der Erreichung ihrer Klimaziele unterstützen und komplexe Waldprojekte mit wichtigen Zusatznutzen für Biodiversität und soziale Aspekte ermöglichen.
Die Standards im Detail
Verified Carbon Standard (VCS)

Der Verified Carbon Standard dominiert zurzeit den freiwilligen CO2-Markt. Der Schwerpunkt des Standards liegt auf Berechnungsmethoden zur CO2-Bilanzierung. Entwickelt wurde er 2005 von The Climate Group, der International Emission Trading Association und dem World Economic Forum. Er wird vom World Business Council for Sustainable Development und mehreren Nicht-Regierungsorganisationen unterstützt.
Einordnung durch PRIMAKLIMA: Der VCS-Standard bietet höchste Sicherheit für die CO2-Einbindung. Da er jedoch soziale und ökologische Kriterien vernachlässigt, unterstützen wir nur Projekte, die durch den VCS-Standard in Kombination mit dem CCB-Standard zertifiziert sind.
Climate, Community & Biodiversity Alliance (CCB)

Die Climate, Community & Biodiversity Alliance zertifiziert Projekte, die besondere Beiträge zum Wohl der Gemeinschaft und zur Biodiversität leisten. Der CCB-Standard wurde 2003 veröffentlicht – und in Kooperation mit verschiedenen Nichtregierungsorganisationen, Forschungsinstituten und Unternehmen entwickelt.
Für Projekte, die außergewöhnlichen Nutzen für Biodiversität und/oder die lokalen Gemeinden erzielen, gibt es zudem das CCB „Gold Level“. CCB stellt selbst keine CO2-Zertifikate aus, sondern wird zur Co-Zertifizierung von Waldklimaprojekten genutzt.
Einordnung durch PRIMAKLIMA: Der CCBS ergänzt perfekt den VCS-Standard und eignet sich in Kombination sehr gut, um durch die Stilllegung von CO2-Zertifikaten einen wirksamen Klimaschutzbeitrag zu leisten
Plan Vivo Climate

Plan Vivo ist auf Forstprojekte in ländlichen Gemeinden in strukturschwachen Regionen fokussiert. Die Menschen vor Ort sind das zentrale Element des Plan Vivo-Konzepts. Die Projekte werden nicht für, sondern mit der lokalen Bevölkerung entwickelt und umgesetzt.
Das Konzept zielt auf Emissionsminderung, Förderung nachhaltiger Entwicklung der Gemeinden und Bäuerinnen und Bauern sowie auf Armutsbekämpfung ab. Plan Vivo System and Standards wurde 1994 vom Edinburgh Centre for Carbon Management (ECCM), El Colegio de la Frontera Sur (ECOSUR) sowie der Universität Edinburgh entwickelt.
Einordnung durch PRIMAKLIMA: Plan Vivo-Projekte ermöglichen eine beeindruckende Entwicklung von ländlichen Gemeinden. Die Zertifikate aus dem Projekt bieten sich zudem sehr gut an, einen wirksamen Klimaschutzbeitrag zu leisten.
Gold Standard (GS)

Der Gold Standard (GS) hat einen besonders hohen Anspruch an soziale und Umweltaspekte. Entwickelt wurde er 2003 von der Umweltorganisation WWF sowie weiteren internationalen NGOs wie SouthSouthNorth und Helio International, um sicherzustellen, dass CO₂-Kompensationsprojekte nicht nur Emissionen vermeiden, sondern gleichzeitig einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten.
Der Gold Standard gilt für eine Vielzahl von Projektarten, darunter Erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Wiederaufforstung und Waldschutz, Sauberes Trinkwasser und Abfall- und Abwassermanagement. Er wird als Zusatzstandard („Gold Standard CER“) bei UN-registrierten Projekten genutzt und findet ebenso alleinstehend im freiwilligen Markt Anwendung („Gold Standard VER“). Der Gold Standard hat außerdem in Anlehnung an die UN-Nachhaltigkeitsziele den „Gold Standard for the Global Goals („GS4GG“) entwickelt.
Einordnung durch PRIMAKLIMA: Gold Standard-Projekte erfüllen höchste Anforderungen an Klimaschutz, Transparenz und Entwicklungswirkung. Sie eignen sich besonders gut für Unternehmen und Organisationen, die sich mit ihrer Kompensation klar an international anerkannten Nachhaltigkeitszielen (SDGs) orientieren wollen. Die Zertifikate bieten einen verifizierten, glaubwürdigen Beitrag zum globalen Klimaschutz.
Fragen und Antworten
PRIMAKLIMA hat schon über 16 Millionen Baumsetzlinge im In- und Ausland gepflanzt und arbeitet mit verlässlichen Partner:innen zusammen. Alle unsere Projekte sind darauf ausgerichtet, dass die Wälder dauerhaft bestehen bleiben. Waldbrände, Stürme und Schädlinge können Waldflächen dennoch zerstören. Mit solchen Risiken sind die Wälder weltweit mehr oder weniger seit Jahrmillionen belastet, ohne dass dadurch die Balance im Kohlenstoffkreislauf bedeutend destabilisiert wurde.
Waldzerstörungen dieser Art sind lokale Ereignisse, die vom globalen Gesamtsystem Wald mit seinen nachwachsenden Bäumen auf natürliche Weise aufgefangen werden. Bei bewirtschafteten Wäldern kann der Mensch zusätzlich förderlich eingreifen. Selbstverständlich ist die natürliche Kohlenstoffeinbindung nur so lange wirksam, bis sich die entsprechende herangewachsene Biomasse wieder zersetzt: Der damit gebundene Kohlenstoff würde wieder freigesetzt. Dies gilt jedoch nur unter der unwahrscheinlichen Annahme, dass die Fläche nicht erneut bepflanzt wird – oder sich ganz natürlich wieder erholt und zu Wald entwickelt.
Die Gefährdung der Kohlenstoffbindung hinsichtlich einzelner Aufforstungsflächen ist denkbar, kann aber durch fachgerechte Planung und Überprüfung deutlich minimiert werden: Darüber hinaus stellt die Zertifizierung des Projekts sicher, dass Sicherheitspuffer etabliert werden. Diese sind wie eine Versicherung, die im Schadensfall einspringt. Um Gefährdungspotentiale im Vorfeld zu minimieren, werden die Flächen bei allen PRIMAKLIMA-Projekten von Fachleuten auf ihre Eignung geprüft.
Um die Wälder langfristig zu schützen – und ggf. an veränderte Bedingungen anzupassen, stehen unsere internen und externen Forstexpert:innen in intensivem Austausch. Denn nur gesunde Bäume und Böden sind zuverlässige und langfristige Klimaschützer.
Außerdem gibt es verschiedene Maßnahmen, die bei der Durchführung von Waldprojekten zu beachten sind, um Risiken zu minimieren:
- Langfristige und umsichtige Planung, die mögliche Risiken mitdenkt:
Bei allen Projekten ist die anfängliche Planung nicht zu unterschätzen: Besonders in den ersten Jahren nach der Pflanzung sind die Wetterbedingungen entscheidend für die Entwicklung der Baumsetzlinge. Ist es zu trocken, können die frisch gepflanzten Setzlinge nicht überleben, da ihre Wurzeln noch nicht so tief in die Erde reichen und sie nicht genug Wasser zur Verfügung haben. Je nach Region und Baumart können auch kalte Winter oder große Feuchtigkeit ein Risiko für die Jungpflanzen darstellen.
Diesen Risiken beugen wir so gut wie möglich vor. Um den jungen Bäumen die besten Startbedingungen zu ermöglichen, ist daher zunächst die Auswahl des Standortes für den neuen Wald entscheidend. Zudem werden in den Projekten hauptsächlich heimische Baumarten fachgerecht ausgewählt und gepflanzt.
Laubwälder sind generell deutlich robuster als Nadelwälder, bspw. in Bezug auf Brandvermeidung. Denn die Laubbäume können (auch in Trockenzeiten) deutlich mehr Feuchtigkeit speichern. Ein weiterer wichtiger Faktor ist es, die Pflanzsaison an das lokale Klima anzupassen – und die Setzlinge in den ersten Jahren besonders intensiv zu pflegen und ihr Wachstum zu überprüfen.
- Feuer-Risiko minimieren:
Je nach Region können Brände ein besonders schwerwiegendes Risiko darstellen, da sie in kurzer Zeit große Flächen Wald zerstören können. In unserem Uganda-Projekt im Kibale-Nationalpark werden bspw. mehrere Meter breite Schneisen um die Projektflächen angelegt, die verhindern, dass ein Brand aus der benachbarten Region auf den Park übergreifen würde.
Feuerwachtürme und regelmäßige Kontrollen ermöglichen das frühzeitige Entdecken von ausgebrochenen Feuern. Auch die lokale Feuerwehr erhält die notwendige Ausrüstung und Ausbildung, um Waldbrände zu bekämpfen. Sollte trotz der getroffenen Vorsichtsmaßnahmen ein Teil des Projektgebiets durch ein Feuer beschädigt worden sein, so greift noch immer der Risikopuffer des jeweiligen Standards, durch den das Projekt zertifiziert ist.
- Möglichem illegalen Holzschlag entgegenwirken
Ein anderes Risiko kann illegaler Holzschlag sein. Dieses Risiko wird vor allem durch die aktive Rolle der Menschen vor Ort verringert. Sie werden von Beginn an in die Projektplanung miteinbezogen – und verstehen sich oft als Botschafter:innen und Bewahrer:innen ihres Waldes.
Ein weiterer Faktor ist auch die finanzielle Beteiligung: Solange die Baumsetzlinge zu einem Wald heranwachsen, erhalten die Farmer:innen sichere Einkünfte. Mindestens 60 % der Einnahmen aus dem Verkauf der CO2-Zertifikate gehen direkt an die Farmer:innen.
Sind die gepflanzten Bäume dann zu einem Wald herangewachsen, können die Kleinbäuer:innen einzelne hochwertige Bäume im Sinne einer nachhaltigen Forstwirtschaft entnehmen und verkaufen, bzw. weiterverarbeiten. So entstehen z. B. hochwertige Holzartikeln als zusätzliche Einkommensquelle, während der Wald als Ganzes in jedem Fall bestehen bleibt.
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