„Im Sommer ist das Wasser in den Flüssen und in meinem Brunnen knapp“, berichtet Milton Robleto nachdenklich. Der Kleinbauer aus der Region Boaco erlebt auf seiner Farm seit vielen Jahren, was in manchen Teilen der Welt noch als Zukunftsszenario gilt: unberechenbare Wetterextreme. Die Auswirkungen der Klimakrise stellen die Menschen in Nicaragua täglich vor große Herausforderungen und haben schon schwerwiegende Spuren hinterlassen.
Im CommuniTree-Projekt pflanzen Farmer:innen in mehreren Regionen Nicaraguas zahlreiche junge Setzlinge in den Boden ihrer degradierten Flächen – und kämpfen damit aktiv für Klimagerechtigkeit. Die heranwachsenden Mischwälder schwächen die Folgen der Klimakrise spürbar ab; und die Projektarbeit bietet den Menschen vor Ort eine zusätzliche Einkommensquelle.
Nicaragua gehört laut Climate Risk Index 2025 weltweit zu den 20 Ländern, die am meisten von der Klimakrise betroffen sind. Ungewöhnlich lange Trockenzeiten, Überschwemmungen und schwere Wirbelstürme werden immer häufiger. In Erinnerung bleibt vor allem der November 2020, als zwei starke Hurrikanes innerhalb kürzester Zeit zahlreiche Gebiete in Nicaragua verwüsteten.
Mit Mut und Entschlossenheit stellen sich die Menschen vor Ort dieser Entwicklung in den Weg – und pflanzen Bäume. Denn jeder neue Wald reduziert das CO2 in der Atmosphäre und somit die dramatischen Auswirkungen der Erderhitzung. Die Bäume speichern Kohlenstoff in ihrer Biomasse und unterstützen außerdem die lokale Wasserversorgung. Denn ihre Wurzeln nehmen Wasser auf und sorgen dafür, dass der Boden Wasser speichern kann. Damit beugen sie sowohl Überschwemmungen in der Regenzeit als auch Ernteverlusten in Dürrezeiten ganz natürlich vor.
Genau dies trägt beim Farmer Marvin Concepcion Flores Morales bereits Früchte, wie er uns beim Projektbesuch im Jahr 2020 berichtet: Sein vor vielen Jahren trocken gefallener Brunnen führt inzwischen wieder Wasser.
Hand in Hand mit den Farmer:innen vor Ort
Echte Perspektiven – das ist, was sich viele Menschen vor Ort wünschen. Sie sind auf die Einnahmen durch ihre Felder angewiesen und nutzen sie hauptsächlich für Landwirtschaft und Viehzucht. Die Farmer:innen bauen hier beispielsweise Zuckerrohr, Bananen und Kaffee an; viele halten zusätzlich Kühe und Schweine.
Durch die sich häufenden Wetterextreme aber haben viele Kleinbäuer:innen in der Vergangenheit große Teile ihrer Ernte verloren – und damit ihr Einkommen. Das CommuniTree-Projekt setzt genau hier an: Die gepflanzten Bäume wirken nicht nur gegen die Folgen der Klimakrise, sie ermöglichen auch eine langfristige, weitere Einkommensquelle.
Vor allem in den ersten Jahren werden die Bäume von den Farmer:innen intensiv gepflegt. Unterstützung bekommen sie dabei fortlaufend von den Projektmitarbeitenden. Für das Pflanzen und die anschließende Pflege der Bäume erhalten die Farmer:innen faire, regelmäßige Zahlungen.
Eine weitere Besonderheit des Projekts: Nicht nur die einzelnen Kleinbäuer:innen und ihre Familien profitieren direkt von ihrer Teilnahme, sondern oft auch die ganze Gemeinde. Sowohl in den Baumschulen als auch bei den Pflanzungen und der Pflege der jungen Bäume werden viele helfende Hände benötigt.
Gemeinsam mit Taking Root und BOSNICA
für mehr Klimagerechtigkeit
Seit den ersten Pflanzungen vor über zehn Jahren arbeiten wir eng zusammen mit Taking Root, einer kanadischen Profit for Purpose Organisation, die für die Zertifizierung und das Monitoring im Projekt zuständig ist. Der lokale Partner vor Ort ist die Organisation Bosques de Nicaragua S.A. (kurz: Bosnica). Die Mitarbeiter:innen führen unter anderem Trainings zum Aufbau von Baumschulen durch und koordinieren die Aufforstungen gemeinsam mit den Kleinbäuer:innen. PRIMAKLIMA unterstützt das Projekt mit finanziellen Mitteln.
Das Projekt wurde von der UN-Dekade für Ökosystemrestaurierung als internationales Leuchtturmprojekt ausgezeichnet. Ein Faktor, der die positive Reputation im Land weiterhin deutlich gesteigert hat. Und ein wichtiges Rückgrat für unsere Partnerorganisationen im Umgang mit der autoritären und repressiven Regierung Nicaraguas. Sie geht verstärkt gegen Profit for purpose-Organisationen und Nicht-Regierungsorganisationen vor. Umso wichtiger sind die internationale Auszeichnung und damit auch die Aufmerksamkeit für das Projekt. Unsere Partnerorganisationen sind nicht politisch aktiv, sondern konzentrieren sich ganz auf die Pflanzungen in Zusammenarbeit mit Kleinbäuer:innen in den ländlichen Gegenden Nicaraguas.
Nachhaltige Forstwirtschaft als zusätzliche Einnahmequelle
Langfristig kann auch der Verkauf von Holz eine zusätzliche wertvolle Einnahmequelle darstellen – vorausgesetzt, die Holzernte erfolgt nach den Grundsätzen nachhaltiger Forstwirtschaft. Das bedeutet: Es werden nur so viele Bäume entnommen, wie im gleichen Zeitraum auch wieder nachwachsen können. Bereits bei der Pflanzung wird deshalb darauf geachtet, nicht nur schnell wachsende Baumarten zu berücksichtigen, sondern auch solche, die sich langfristig zur Holznutzung eignen und hochwertiges Holz produzieren.
Ganz wichtig ist: Die neu entstandenen Wälder bleiben dauerhaft bewaldet und werden über viele Jahre hinweg sorgfältig gepflegt. Erste Durchforstungen, bei denen einzelne Bäume gezielt entfernt werden, schaffen Licht und Raum – und fördern damit das gesunde Wachstum des verbleibenden Bestands. Das Holz, das bei den Durchforstungen entnommen wird, wird u.a. für die Herstellung von Pflanzenkohle genutzt, die wiederum bei künftigen Pflanzungen genutzt wird – so entsteht eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft.
Vom Setzling zum Wald
Jeder neu gepflanzte Baum im CommuniTree-Projekt ist ein wertvoller Baustein für mehr Klimaschutz: Während er wächst, bindet er CO₂ aus der Atmosphäre und speichert es langfristig im Holz und Boden. Doch die positive Klimawirkung reicht noch weiter: Denn die neuen Wälder schützen den Boden vor Erosion durch Wind und Starkregen.
Zudem trägt jeder Wald zur Kühlung der Landschaft bei – durch die Verdunstung über die Blätter und den wohltuenden Schatten, den er spendet. So wird nicht nur das Mikroklima positiv beeinflusst, sondern auch die Bedingungen für Mensch und Tier werden deutlich erträglicher.
Tiere und Pflanzen kehren zurück
Wo einst karge, degradierte Flächen waren, entstehen wieder artenreiche Wälder. Durch die mit lokalem Saatgut gepflanzten heimischen Bäume, entwickeln sich vielfältige Lebensräume – die unzähligen Tier- und Pflanzenarten eine neue Heimat bieten.
Schon bald nach der Aufforstung kehren Vögel, Insekten und andere Wildtiere zurück, während der Waldboden wieder von einer reichen Vegetation durchzogen wird. So tragen die neuen Wälder nicht nur zum Klimaschutz bei, sondern auch zur Regeneration der natürlichen Ökosysteme – und lassen die Landschaft Stück für Stück wieder aufblühen.
Schau direkt mal rein: Henriette Lachenit mit dem ZDF in Nicaragua
Was dich im Video erwartet: Unsere Geschäftsführerin Dr. Henriette Lachenit war 2022 mit dem ZDF zu Besuch im Projekt in Nicaragua. Mit Reporter Peter Theisen besuchte sie verschiedene Farmer:innen im Norden des Landes. Im ZDF mittags magazin wurde darüber berichtet, warum das Projekt in Nicaragua einen besonders effektiven Beitrag im Kampf gegen die Klimakrise leistet.
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Materialien und Projektinfos
Projektsteckbrief Nicaragua
Die wichtigsten Fakten auf einen Blick erhältst du hier schnell und einfach zum Download.
Informationen in Einfacher Sprache
Hier findest du einen kurzen Text zum Klima-Schutz-Projekt in Nicaragua. Der Text ist in einfacher Sprache geschrieben.
Update: Projektbesuch 2023
Einzigartige Einblicke in unseren letzten Projektbesuch direkt zum Download.Du hast noch Fragen? Wir sind für dich da!
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