FAQ zum Indonesienprojekt

Häufig gestellte Fragen

1. Warum hat sich PRIMAKLIMA für dieses Schutzprojekt in Indonesien entschieden?

PRIMAKLIMA setzt sich für natürliche Klimalösungen ein – die sogenannten Nature-based Solutions. Als Organisation müssen wir dabei immer abwägen, wo unsere Mittel möglichst umfassend eingesetzt werden können; das heißt: welches Projekt aus Klima- sowie aus Naturschutzperspektive eine möglichst große Wirksamkeit hat. Auch soziale Erwägungen spielen eine wichtige Rolle.

Aus Klimaschutzperspektive geraten die tropischen Torfmoorwälder in Indonesien sehr schnell in den Blick. Denn tropische Torfmoorböden können bis zu 20-mal mehr Kohlenstoff speichern als andere Böden. Bei der Zerstörung der Wälder werden gigantische Mengen an Treibhausgasen aus dem Torf freigesetzt.

Daher ist es dringend vonnöten, diese Wälder zu schützen. Die Dringlichkeit dieser Aufgabe wird angesichts der hohen Entwaldungsrate in Indonesien umso deutlicher. Allein zwischen 1990 und 2015 hat der Inselstaat fast ein Viertel seiner Waldfläche verloren (Quelle WWF-Waldbericht 2018); damit ist das Land Mitanführer einer traurigen Statistik. Inzwischen gibt es viele Anzeichen dafür, dass sich innerhalb sowie außerhalb Indonesiens mehr und mehr die Erkenntnis durchsetzen wird, dass dieses wertvolle Ökosystem unbedingt erhalten bleiben muss. Die tropischen Torfmoorwälder sind nämlich nicht nur hinsichtlich der Klimakrise von existenzieller Bedeutung. Sie beherbergen darüber hinaus einen Artenreichtum ohnegleichen und stellen einen unersetzlichen Wasserspeicher für die Bevölkerung vor Ort dar. Denn die Torfmoore sind wichtige „Nieren der Region" – da sie nur gefiltertes, reines Wasser an die Seen und Flüsse der Umgebung abgeben und damit die Trinkwasserversorgung sichern. 

Das Gebiet ist daher von der lokalen bis hin zu zur globalen Ebene schützenswert.

2. Warum ist ausgerechnet Indonesien so wichtig für das Klima?

Indonesien ist ein Land, das in der breiten Öffentlichkeit noch immer nicht als einer der bedeutenden Player im Kampf gegen die Klimakrise wahrgenommen wird. Dabei gehört der südostasiatische Inselstaat zu den weltweit größten CO2-Emittenten. Ein großer Teil der CO2-Emissionen ist auf Landnutzungsänderungen zurückzuführen - und damit der großflächigen Abholzung tropischer Regenwälder zuzuschreiben. Die Zerstörung dieser Wälder hat in der Klimakrise ein großes Gewicht, denn sie sind äußerst mächtige Kohlenstoffspeicher.

Weltweit gibt es inzwischen Bemühungen, natürlichen Ressourcen einen Wert beizumessen und damit an vorderster Stelle auch die Regenwälder besser schützen zu können. Davon profitiert auch das Projekt, das PRIMAKLIMA unterstützt. Denn der Schutz der Torfmoorwälder funktioniert über den Mechanismus des freiwilligen CO2-Zertifikatehandels Das heißt: Jede Tonne Kohlenstoff, die in den Torfmoorböden sowie in der vitalen Baumbiomasse des Waldes gespeichert ist, hat einen ökonomischen Wert. Dieser macht es möglich, den konkreten Schutz der Wälder langfristig zu finanzieren. Das setzt ein wichtiges Gegengewicht zu den Einnahmepotentialen, die sich aus der Umwandlung des Waldes in eine Papierholzplantage ergeben würden. 

3. Was hat es mit dem Artenreichtum innerhalb des Schutzprojektes auf sich?

Längst ist klar, dass wir als Menschheit nicht nur auf ein stabiles Klima angewiesen sind, sondern gleichermaßen auf den Erhalt der Artenvielfalt. Daher ist es von hohem Wert, dass das von PRIMAKLIMA unterstützte Schutzprojekt in Indonesien auch die Biodiversität adressiert. Eine der Regionen mit der größten Artenvielfalt der Welt ist Borneo – die Insel, auf der sich die Torfmoorwälder befinden. Auf Grund der geografischen Isolation konnten sich hier vielfach Arten entwickeln, die es sonst nirgendwo anders gibt. Darüber hinaus zeichnen sich tropische Regenwälder ohnehin durch ein extrem hohes Maß an Artenreichtum aus. Nach Schätzungen sind zwischen 50 und 75 Prozent sämtlicher Tier- und Pflanzenarten hier beheimatet. [1]

Das Projekt ist daher auch zusätzlich mit dem Gold-Label für Biodiversität des CCB (ClimateCommunity & Biodiversity)-Standard zertifiziert. Damit werden ausschließlich Projekte ausgezeichnet, die herausragende Beiträge für die Artenvielfalt leisten. 

 

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[1] vgl. Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung

4. Wie bedrohlich ist die Palmöl- und Zellstoffindustrie für die Wälder Indonesiens?

Indonesien ist weltweit der größte Produzent und Exporteur von Palmöl. Das Öl ist ein Alleskönner und findet sich vielfach in Produkten der Nahrungs- und Kosmetikindustrie. Auch für die Herstellung von Biokraftstoffen wird Palmöl in großem Umfang genutzt. Die Palmölindustrie ist daher ein enormer Wirtschaftsfaktor in Indonesien. Für den Anbau gehen riesige Regenwaldflächen verloren – und es entstehen kilometerweit gleichförmige Plantagen. In direkter Nachbarschaft des Schutzprojekts befindet sich eine Vielzahl solche Plantagen.

Für das Projektgebiet stellte die Rodung des Waldes für die Pflanzung einer Akazien-Monokultur die primäre Bedrohung dar. Die schnell wachsenden Bäume liefern Zellstoff zur industriellen Herstellung von Papier. Dieser weitere profitable Wirtschaftszweig bedroht ebenfalls in großem Maße die Regenwälder in Indonesien.

5. Was tut die indonesische Regierung für den Schutz der einheimischen Wälder?

Die indonesische Regierung hat mehrere Moratorien erlassen, die die Wälder schützen sollen. 2011 wurde das erste Moratorium eingeführt, das seitdem mehrmals verlängert wurde. Demzufolge sollen neue Lizenzen für Holzeinschlag und Anbau von Ölpalmen in Primärwäldern nicht mehr vergeben werden. Darüber hinaus wurde 2016 erlassen, dass keine Torfgebiete mehr trockengelegt und für Plantagen frei gegeben werden sollen – dieser Erlass erfolgte, nachdem es im Jahr 2015 über Monate hinweg verheerende Brände gab und die brennenden Torfmoorwälder massive zusätzliche CO2-Emissionen freisetzten.

2018 wurde außerdem ein Moratorium für neue Genehmigungen für Palmölplantagen verkündet. Der Schutz bezieht sich jedoch nicht auf Flächen, für die bereits vorher Konzessionen erteilt worden waren. Das Moratorium weist damit bereits einige Schlupflöcher auf, die verhindern, dass die indonesischen Wälder durch die staatlichen Maßnahmen effektiv geschützt werden.

Zudem zeigen Untersuchungen von Umweltschutzorganisationen, dass die Entwaldungsrate in Gebieten, die seit dem Moratorium von 2011 geschützt sein sollten, weiter zunahm. Großflächige Gebiete fielen darüber hinaus nachträglich nicht mehr unter den Schutz des Moratoriums. Ein grundlegender Wandel sei durch die Maßnahmen nicht vollzogen worden.[1]  Entwaldung und bedrohliche Waldbrände seien weiter in Indonesien an der Tagesordnung. Somit hat auch für das Projektgebiet die reale Gefahr einer klimaschädlichen Landnutzungsänderung bestanden.

 

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[1] vgl. Greenpeace Southeast Asia

6. Ist denn überhaupt klar, dass das Schutzgebiet langfristig gesichert ist?

Das Schutzprojekt hat eine Konzession, die einen Zeitraum von 60 Jahren umfasst. Das ist, gemessen an dem hohen Tempo der Entwaldung in Indonesien, ein sehr langer Zeitraum. Darüber hinaus werden die nächsten ein bis zwei Jahrzehnte klimapolitisch entscheidend sein. In dieser Phase wird sich zeigen, ob es der Weltgemeinschaft gelingen wird, einen nachhaltigen und klimastabilisierenden Pfad einzuschlagen. Umso wichtiger ist es, innerhalb dieses Zeitraums weltweit wertvolle alte Waldregionen zu schützen.

Darüber hinaus besteht bereits jetzt die Aussicht, die Schutz-Konzession um weitere 30 Jahre zu verlängern. Innerhalb dieser Zeitspanne wird nach Überzeugung von PRIMAKLIMA das Thema Klimaschutz noch dringlicher in den Fokus von Öffentlichkeit und Politik geraten. Die Bedeutung von intakten Wäldern wird in diesem Zuge noch weiter zunehmen, so dass aus unserer Sicht davon auszugehen ist, dass die Abholzung in Zukunft keine attraktive Option mehr darstellen wird.

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