PRIMAKLIMA-Reisebericht: Zwischen Naturverbundenheit und Zerstörung

| Autorin: Henriette Lachenit Dr. Henriette Lachenit (Dr. forest.)

Papua-Neuguinea, der drittgrößte Inselstaat der Welt, liegt im Pazifik und beeindruckt mit einer artenreichen Natur aus Regenwald, Bergen, Vulkanen und tropischen Traumstränden. Die Inseln werden geologisch zum australischen Kontinent gerechnet. Das australische Festland ist weniger als 200 km von der Hauptinsel Neuguinea entfernt. Die Insel Neubritannien, in der unser Projekt liegt, ist sehr abgeschieden. Die Dorfgemeinschaften dort haben sich ein Leben nah an der Natur bewahrt. Unsere Vorstandsvorsitzende Henriette hat sich auf den weiten Weg gemacht, in unserem Waldschutzprojekt in Papua-Neuguinea selbst Erfahrungen zu sammeln und die Menschen, die dort leben und immer schon in tiefer Verbindung zu ihrem Wald standen, besser kennenzulernen. Wir haben sie nach der Reise um einen Erfahrungsbericht aus dem Regenwald gebeten.

 

Du warst jetzt zwei Wochen lang im Regenwald auf Papua-Neuguinea unterwegs. Mit welchen Eindrücken kehrst du zurück nach Deutschland? 

Henriette: So viele, dass ich sie gar nicht alle aufzählen kann. Zunächst einmal die atemberaubende Natur voller bunter Loris, großer Schmetterlinge und üppigem Grün. Und dann war die Gastfreundschaft der Menschen absolut überwältigend. Es wurde alles an Tänzen, Reden und Begrüßungsgeschenken aufgefahren, was möglich war. Das, und die Offenheit wie auch der Kampfgeist der Menschen, waren sehr bewegend für mich. 

Wer sind die Menschen, die du besucht und kennengelernt hast? 

Henriette: Zum einen war es natürlich schön, die Mitarbeiter:innen unseres Projektpartners vor Ort, FORCERT, persönlich kennenzulernen. Sie haben den Projektbesuch organisiert und mich während meines Abenteuers im Regenwald begleitet. Ziel der Reise war aber vor allem, die indigenen Gemeinschaften vor Ort kennenzulernen. 

Die Tavolo Community Conservation Association ist ein Zusammenschluss aus drei kleineren Gemeinden – Mukus, Tavolo und Lausus – den sie für die Erhaltung ihres Waldes gegründet haben. Ohne ihren Einsatz gäbe es den Projektansatz nicht; und wir wären vermutlich nicht auf die Entwicklungen aufmerksam geworden.  

Welche Bedeutung hat der Wald für die Tavolo-Gemeinschaft?

Henriette: Die Menschen und ihr Leben sind untrennbar mit dem Wald verbunden. Der Wald ist Supermarkt und Apotheke zugleich. Tiefe Kenntnisse über die Pflanzen, Tiere und Pilze sind kein Spezialwissen. Kaum jemand geht in den Wald, ohne sich mit ein paar Blättern oder Grashalmen zu schmücken. Das zu erleben, hat mich tief beeindruckt.  

Warum müssen die Menschen um ihren Wald kämpfen? 

Henriette: Rundherum wurden bereits große Flächen für Palmöl-, aber auch Eukalyptusplantagen für die Holzproduktion gerodet. Auch für das Gebiet der Tavolo-Community wurde bereits eine illegal erworbene Abholzungsgenehmigung erteilt. Doch der Konsens der Tavolo-Community ist es, ihren Wald zu erhalten. Manche Nachbardörfer sehen das anders und machen sich stattdessen für eine Rodung des Waldes stark – auch, um eine bessere Infrastruktur und Anbindung der Dörfer sicherzustellen.  

 

Wie unterstützt PRIMAKLIMA den Kampf der Tavolo-Community?

Henriette: Langfristig sollen unsere Spenden in einen ausgefeilten Finanzierungsplan fließen, den die Dörfer gemeinsam entwickelt haben. Dieser ermöglicht es der Tavolo-Community, Gelder für die Absicherung grundlegende Bedürfnisse wie Gesundheitsversorgung und Schulbildung selbst zu erwirtschaften, ohne dafür ihren Wald verkaufen zu müssen. Kurzfristig erhalten sie finanzielle Unterstützung von uns, um den Rechtsbeistand bezahlen zu können. Vor Gericht kämpft die Gemeinde aktuell um die Erhaltung ihrer traditionellen Landrechte und die Aufhebung der Abholzungslizenz. Ein Teil der bereits gezahlten Gelder wurden aber auch für Direktzahlungen an Familien genutzt.  

Henriette wurde bei ihrer Reise von einem ZDF-Team begleitet. Bald erfahrt ihr hier mehr zu dem Projektbesuch und dem ZDF-Beitrag – also schaut wieder vorbei! 

 

Waldschutz Das Projekt in Papua-Neuguinea