Erste Eindrücke unserer Reise ins Kibale-Projekt
Müde und gespannt steigen wir, meine Kollegin Theresa und ich, im Morgengrauen in Entebbe aus dem Flugzeug. Am Flughafen erwartet uns Michael, den ich bereits kenne. Er arbeitet seit Jahrzehnten als Fahrer für das Projekt. Gemeinsam holen wir noch den Naturfotografen Alex ab, der uns in den kommenden Tagen mit seiner herausragenden Kenntnis der ugandischen Flora und Fauna beeindrucken wird. Die Fahrt führt uns sieben Stunden quer durchs Land, das kurz nach der Regenzeit einer grünen Oase gleicht. Als wir schließlich das Mainaro Guest House im Kibale Nationalpark erreichen, sind wir bereits mitten im Wald. Doch ist das nicht selbstverständlich. Was wie unberührte Natur aussieht, ist das Ergebnis von drei Jahrzehnten engagierter Wiederbewaldung.
Von Elefantengras zum Wald
Als das Projekt vor 30 Jahren begann, wuchs in Folge von Rodungen nur noch Elefantengras. Einer der ersten Menschen, die damals mitanpackten, war Richard Kigenyi. Ein junger Feldarbeiter, der mit der Machete Wege freischlug und kleine Setzlinge pflanzte. Heute steht er als erfahrener Projektverantwortlicher inmitten eines Waldes, den er selbst mit aufgebaut hat. Sein – für dieses Projekt typischer – Weg zeigt: Wiederbewaldung braucht Ausdauer, Fachwissen und echte Verbundenheit mit den Menschen im Projektgebiet. Nachdem er mal wieder von zahlreichen Menschen gegrüßt und mit ihren Fragen angesprochen wird, befindet er passend: „Ich fühle mich hier manchmal wie ein Bürgermeister“.
Willkommen daheim – mitten im Projekt
Im Guest House werden wir herzlich empfangen. Rose, die Köchin, kennt mich bereits und strahlt, als hätte sie auf uns gewartet. Sie hat eine typisch ugandische Stärkung vorbereitet: "Rolex“ – ein gerolltes Chapati-Brot mit Gemüseomelette. Auch einige andere Mitarbeitende sind an dem Sonntag vor Ort. Etwa Kato, der Sohn von Michael. Er hat in Kampala Kommunikation studiert und wird uns zukünftig über Neuigkeiten aus dem Projekt auf dem Laufenden halten und regelmäßig Fotos schicken. Oder Rose, die für die Zusammenarbeit mit den umliegenden Gemeinden verantwortlich ist. Sie prüft Anträge für die Unterstützung lokaler Vorhaben und stellt sicher, dass Anliegen aus den Gemeinden im Projekt bearbeitet werden – etwa zur Vermeidung Mensch-Wildtier-Konflikten.
Den langjährigen Forstexperten Patrick kenne ich bereits seit 8 Jahren. Ranger Allan, der gerade mit Begeisterung eine neue Drohne testet, ist mir noch nicht bekannt, was sich bei seiner zugewandten Art schnell ändert. In den kommenden Tagen lernen wir noch weitere Mitarbeitende kennen, die sich mit Herzblut für die Renaturierung einsetzen: Einige erheben die Biodiversitätsentwicklung, andere sind für Verwaltungsaufgaben zuständig, auch zwei Praktikantinnen sind regelmäßig dabei.
Zeichen der Veränderung
Gleich nach dem Essen montieren wir eine der mitgebrachten Wildtierkameras an einem Baum in der Nähe. Im Dickicht: frische Elefantenspuren. Vielleicht gelingt uns in den nächsten Tagen ein erstes Bild. Die kurze Wanderung mit Richard führt uns über einen kleinen Fluss. Der Dura war längst ausgetrocknet, bevor die Renaturierung begann. Heute ist eine Brücke für die Überquerung nötig. Ein lebendiger Beweis dafür, wie Aufforstung das Wasser zurückbringen kann. Dieser Moment macht deutlich, was dieses Projekt bewirkt: Es geht um weit mehr als Bäume. Es geht darum, der Natur einen Lebensraum zurückzugeben.
Im nächsten Teil der kleinen Serie tauchen wir tiefer ein: Dann erfahrt Ihr, wie intelligente Bienen sich nicht von dicker Elefantenhaut abschrecken lassen und warum das immens wichtig für den Projekterfolg ist. Wir geben einen kleinen Einblick in das Leben der örtlichen Prominenz, der Schimpansengemeinschaft von Ngogo. Nicht zuletzt schauen wir uns Flächen an, die noch nicht wieder renaturiert sind, es aber hoffentlich in einigen Jahren sein werden…