COP30: Was kommt jetzt?
Zwei Wochen sind seit dem Ende der 30. COP in Belém, Brasilien, vergangen – der „COP of the truth“. Die übliche Enttäuschung über die blockierende Macht der Fossilstaaten ist etwas verdaut. Deshalb folgt nun ein Rückblick auf die drei zentralsten Themen, die relevant für den globalen Klima- und Waldschutz sind. Gibt es dabei auch Anlass für Hoffnung?
Tropical Forests Forever Fund (TFFF): Waldschutz um jeden Preis
Größter Hebel könnte der von Brasilien initiierte TFFF werden. Staaten, die ihre Tropenwälder schützen, sollen regelmäßige Auszahlungen erhalten, eine Abholzung wiederum führt zu Strafzahlungen. Deutschland beteiligt sich mit 1 Mrd. €, insgesamt sollen 125 Mrd. USD eingesammelt werden.
Kritiker sehen jedoch Schwächen: Nur 20 Prozent der Mittel sollen direkt an indigene und lokale Gemeinschaften gehen. Die Auszahlung erfolgt in Stufen zuerst an Investoren, zuletzt an Wächter:innen des Waldes. Kritik gibt es auch an mangelnder Mitsprache, fehlender Transparenz und, ganz grundlegend, der einseitigen Marktlogik. Es liegt zwar praktisches Potential in dem Vorschlag des Regenwaldfonds, aber ausreichend ist das noch nicht: Waldschutz muss mehr sein als „Dienstleistung“ und Rendite. Diesen Knoten zu lösen, ist noch nicht gelungen.
Baku to Belém Roadmap: Ausstieg aus den Fossilen?
Die Hoffnung war groß, als mit der „Roadmap“ erstmalig ein global abgestimmter Vorschlag für den schrittweisen Ausstieg aus fossilen Energien auf den Verhandlungstischen lag. Das ambitionierte Ziel: 1,3 Billionen USD jährlich bis 2035 für Dekarbonisierung, Energieeffizienz und faire Übergänge, insbesondere für den Globalen Süden zusammenzubekommen.
Allerdings basiert der endgültig verabschiedete Plan auf freiwilligen Zusagen ohne verbindliche Fristen. Fossile Brennstoffe werden in den finalen Konferenzbeschlüssen nicht einmal erwähnt - auch unter dem Einfluss von Ländern wie Saudi-Arabien und Russland, die konkrete Fortschritte bremsen. China signalisiert grundsätzlich Bereitschaft zum Wandel, setzt aber keine neuen Impulse.
Die EU verpasst ihre Chance, die internationale Führungsrolle zu übernehmen, da sie sich selbst wenig ambitioniert zeigt – etwa mit der jüngsten Bekanntgabe einer NDC (Nationally Determined Contribution) von 55 Prozent bis 2030. Deutschland ist selbst bestes Beispiel für eine inkonsequente Energiepolitik, sollen doch bis 2031 weitere 8GW Gaskraftwerke gebaut werden. Es ist zweifelhaft, dass die freiwilligen Zusagen ausreichen werden, um genügend Druck für einen wirklichen Wandel aufzubauen.
Indigene Stimmen: So sichtbar wie nie
Mit über 1.600 Teilnehmenden aus neun Ländern des Amazonasbeckens waren indigene Gruppen bei dieser COP so präsent wie noch nie. Als die effektivsten Waldschützer:innen weltweit fordern sie echte Mitsprache, finanzielle Anerkennung und den Schutz ihrer Gebiete. Zahlreiche Proteste unterstützen dieses Anliegen.
Wie wirksam solcher Einsatz sein kann, zeigte sich in Belém: Nach Demonstrationen von tausenden Indigenen sowie internationalen Klimaschützer:innen kündigte die brasilianische Regierung nur wenige Tage später die Ausweisung von zehn neuen indigenen Gebieten an. Die Verordnungen gelten als wichtiger Schritt im Verfahren der offiziellen Grenzziehung für indigene Territorien. „Die Botschaft, die wir der Welt vermitteln wollen, lautet, dass es keinen Kampf gegen den Klimanotstand ohne Rücksichtnahme und Respekt gegenüber den Hütern des Planeten geben kann“, erklärte Sonia Guajajara, Brasiliens Ministerin für indigene Völker, bei der Unterzeichnung der entsprechenden Verordnungen.
Auch in unseren Projekten wird immer wieder deutlich: Ohne Respekt vor traditionellen Lebensräumen und ihren Bewohner:innen ist effektiver Klimaschutz gar nicht möglich. Umso erfreulicher ist, dass es erst vor kurzem einen riesigen Erfolg in unserem Waldschutz-Projekt in Papua Neuguinea zu feiern gab. Hier bestätigte erstmalig ein Gericht die Landrechte von indigenen Gemeinden.


