Projektgebiet: 

Provinzen Mondulkiri und Kratie im Osten Kambodschas (innerhalb des Keo Seima Wildlife Sanctuary) 

Projektart und Zertifizierung: 

VCS (Verified Carbon Standard) und CCBS (Climate, Community and Biodiversity Standard) Gold Level 

REDD+ Waldschutz 

CO2-Vermeidung: 

16.378.530t CO2e seit Projektbeginn (CO2e = CO2-Äquivalente) 

Hintergrundinfos: 

 

Den Waldgeheimnissen auf der Spur

Dicht zieht sich der Nebel um die Spitzen des Annamiten-Gebirges und umhüllt sanft einige seiner Gipfel. Unterschiedlichste Vogelarten flattern schwungvoll von Baum zu Baum. Es pfeift, klopft und knistert aus allen Richtungen. Mal aufgeregt und neugierig, mal ganz zart und zurückhaltend. Bleibt man hier im Wald einen Moment lang ruhig stehen, wird einem schnell bewusst: Wir Menschen sind nur eines von vielen Puzzleteilen, aus denen sich die Vielfalt aller Lebewesen auf diesem Planeten zusammensetzt.  

Weiter unten, in den Wäldern des Mekong-Beckens, stakst plötzlich ein imposanter, graugefiederter Zeitgenosse bedächtig mit seinen langen Beinen durch eine der vielen Wasserstellen. Mit seinem langen gebogenen Schnabel und den aufmerksamen braunen Augen, macht er aus weiter Ferne einen in sich ruhenden Eindruck. Doch dieser besondere Wasservogel ist extrem scheu – und inzwischen fast ausgestorben. Denn der Große Ibis ist auf Waldgebiete mit sehr geringen menschlichen Störungen angewiesen. Weltweit gibt es heute nur noch etwa 100 Paare. Die meisten von ihnen hier in der Provinz Mondulkiri, einer von Menschen sehr dünn besiedelten Region. 

Ein Wald wie kein anderer auf der Welt

Auf fast 167.000 Hektar erstreckt sich das vielfältige Projektgebiet im Osten Kambodschas, in dem zwei bedeutende Ökoregionen aufeinandertreffen: das Annamiten-Gebirge und die Tiefebenen des Mekongstroms. Eine einzigartige Kombination aus immergrünen Waldarten und tropischen Trockenwäldern, die Rückzugsorte für Tierarten mit ganz speziellen Ansprüchen ermöglicht. Diese Nischenhabitate sind so selten auf der Erde zu finden, dass viele der besonders gefährdeten Arten nur noch hier Schutz finden. Vor allem Pangoline und Kahlkopfgeier, aber auch Asiatische Elefanten, Gelbwangengibbons und Indochinesische Languren sind weltweit stark gefährdet oder sogar akut vom Aussterben bedroht. Einige der wenigen Verbliebenen sind hier im Keo Seima-Naturschutzgebiet aber noch zu finden.  

Traurige Rekorde

Kambodscha hat in den letzten Jahrzehnten bereits riesige Waldflächen verloren – und befindet sich unter den Top 10 der Länder mit den weltweit höchsten Entwaldungsraten von feucht tropischen Primärwäldern. [1]

Vor allem für den Aufbau von Kautschukplantagen, aber auch um landwirtschaftliche Flächen zu schaffen, werden jedes Jahr einzigartige Ökosysteme unwiederbringlich zerstört. Landraub und die Enteignung von überwiegend indigenen Gruppen, die von und mit dem Wald leben, gehen meist damit einher. Jede Rodung bedeutet auch, dass riesige Mengen Kohlenstoff, die über Jahrhunderte lang sicher eingebunden waren, freigesetzt werden – und die Erderhitzung weiter befeuern. 

Waldschutz von und für Menschen 

„Wir glauben, dass die Natur von guten und bösen Geistern bevölkert ist und dass man ihnen gehorchen und sie besänftigen muss. Keine Geister sind mächtiger als die der Wälder.“, sagt Chok Marel, Mitglied der indigenen Gemeinschaft Bunong. 

Schon seit rund 2.000 Jahren leben die Bunong in der Provinz Mondulkiri. In den 1970er Jahren durch das Regime der Roten Khmer größtenteils aus dem Gebiet vertrieben, konnten die Bunong in den 1990er Jahren wieder auf ihr ursprüngliches Land zurückkehren. Ihre Kultur und ihr Glaube sind eng mit dem Wald verbunden; das traditionelle Wissen wird von Generation zu Generation weitergegeben.  

Etwa 12.500 Menschen wohnen im Projektgebiet, die meisten von ihnen gehören den Bunong an. Gemeinsam mit ihnen wurde das Projektkonzept entwickelt. Ob die Überwachung von Wildtierbeständen im Kampf gegen illegalen Wildtierhandel oder ein von der Gemeinschaft geführtes Ökotourismus-Camp – die Menschen vor Ort gestalten das Projekt aktiv mit. Zuverlässige Einkommensmöglichkeiten, ein besserer Zugang zu Gesundheitsversorgung und zu sauberem Trinkwasser stärken die Gemeinschaft – besonders durch die Unterstützung auf politischer Ebene und die Stärkung ihrer Rechte. Für den Erhalt des Waldes, den Schutz der Biodiversität und ihrer ganz persönlichen Heimat.   

Jeder Quadratmeter macht einen Unterschied  

Dass Bäume während ihres Wachstums CO2 aus der Luft filtern, ist so einfach wie genial. Den Kohlenstoff speichern sie in ihrer Biomasse und entlasten damit effektiv das Klima. Wieviel Kohlenstoff im Keo Seima Projektgebiet eingebunden ist, wird auf Basis wissenschaftlicher Berechnungsmethoden kontinuierlich ermittelt. Den Wald zu erhalten ist für den Klimaschutz und die Biodiversität absolut essenziell.   

Das Projekt ist nach dem Standard mit dem größten Anteil am freiwilligen CO2-Markt zertifiziert: dem Verified Carbon Standard. Darüber hinaus trägt es die Zertifizierung des  Climate, Community and Biodiversity Standards (CCBS), der besondere Beiträge zum Wohl der Gemeinschaft und zur Artenvielfalt bescheinigt. Das Projekt erfüllt neben den obligatorischen Kriterien des CCBS auch das optionale Gold-Level-Kriterium für außerordentlich positive Beiträge für das Leben der Menschen vor Ort und die Biodiversität. 

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[1] 

https://research.wri.org/gfr/top-ten-lists#the-top-10-countries-for-total-tree-cover-loss-from-2001-to-2021 

 

 

Fotos:

© Filip Agoo - Everland
© Adam Roberts
© Phann Sithan