Neue Anfänge: Ein Blick in die Zukunft unseres Kibale-Projekts
Wir durften viel staunen auf unseren Wegen durch den dichten Wald. Staunen über das, was in den letzten 30 Jahren wiederentstanden ist. Wälder voller Surren, Affengeschrei und Vogelgezwitscher. Kurz: Wälder voller Leben!
Doch es gab auch einen Ausblick auf die Arbeit, die uns noch bevorstehen soll: Durch dichte, ursprüngliche Waldgebiete, vorbei an bekannten Renaturierungsflächen und durch Büsche öffnete sich ein nach einigen Stunden Fahrt und Wanderung ein ganz anderer Anblick: eine weitläufige, offene Graslandschaft. Ehemalige Waldflächen, deren Zustand genau dem entspricht, wie die anderen wiederbewaldeten Flächen vor 30 Jahren aussahen.
Auf dieser 800 Hektar großen Fläche dominieren Gräser, vor allem das mächtige Elefantengras. Auf sich allein gestellt hätte ein natürlicher Wald kaum eine Chance auf eine erfolgreiche Rückkehr. Zu dicht, zu konkurrenzstark, zu schnell im Wachstum sind diese Gräser, als dass ausreichend Bäume unter ihrem Schatten wachsen könnten.
Zu oft brechen Feuer aus und vernichten die paar, die auf ihrem Weg zurück zum Licht Erfolg hatten. Ganz klar: In vielen Fällen ist es das beste Szenario, die Natur einfach machen zu lassen. Doch hier wird sie Unterstützung benötigen. Starthilfe für die ersten 10 Jahre, bevor der Wald den Kampf ums Licht gewonnen hat und widerstandsfähig gegen aufkommende Brände ist – deswegen sind wir hier.
Ausblick mit der Drohne – und in die Zukunft
Mit Hilfe von Drohnenaufnahmen haben wir uns einen Eindruck verschafft. Von der Dimension der Aufgabe. Und vom Potenzial. Die Fläche soll in den kommenden Jahren Schritt für Schritt in einen naturnahen Wald zurückverwandelt werden. So, wie es bei den benachbarten Flächen gelungen ist.
Natürlich liegt noch viel Arbeit vor uns. Ein Koordinierungsbüro muss gebaut werden. Ein LKW wird benötigt, um Setzlinge zu transportieren. Und vor allem braucht es viele helfende Hände: Arbeitskräfte aus der Region, die pflanzen, pflegen, Feuerwache halten – und damit Teil dieser Geschichte werden.
Tragende Erfahrung
Ohne die Erfahrung unseres Partnerteams vor Ort wäre ein Projekt in dieser Größenordnung kaum realisierbar. Doch nach drei Jahrzehnten erfolgreicher Renaturierung im Kibale-Gebiet bin ich überzeugt: In 30 Jahren werden auf dieser Fläche wieder Waldelefanten und Schimpansen unterwegs sein.
Und Schmetterlinge – jede Menge Schmetterlinge. Wie und warum wir sie besonders aufmerksam beobachten, werde ich ein andermal etwas eingehender berichten.
Der Mensch im Mittelpunkt
Eine Erkenntnis hat sich in all den Gesprächen mit den Menschen vor Ort immer wieder bestätigt: Der Projektleiter des Forschungsprojekt zur Schimpansengruppe in Ngogo brachte es am klarsten auf den Punkt: „Dieses Projekt hat nur deshalb so langfristig Erfolg, weil es von Anfang an die Menschen eingebunden hat“. Die Anwohner und umliegenden Gemeinden werden nicht „mitgenommen“ oder entschädigt.
Dazu passt die nur halb im Spaß gesagte Feststellung des Projektleiters Richard Kigenyi. Nachdem er wieder von zig Leuten gegrüßt und von einigen auf Themen des alltäglichen Lebens angesprochen wurde, drehte er sich zu mir und lachte: „Manchmal fühle ich mich fast wie ein Bürgermeister“. Ich fand den Vergleich sehr passend. Denn für die Menschen der umliegenden Region ist es mit der Zeit zu ihrem Projekt geworden. Zu ihrem Wald. Das kostet Zeit. Und Geld. Aber es ist der einzige wirklich nachhaltige Weg.