Hochwasser in Deutschland: Was folgt?

Veröffentlicht am

Tagelanger Regen und starker Wind prägte in vielen Regionen die Weihnachtszeit; im Norden Deutschlands stehen bis heute ganze Ortschaften unter Wasser. Die Pegel sinken, allerdings nur langsam. Wieder einmal stellt sich die Frage, wie gut wir auf Extremereignisse wie Hochwasser vorbereitet sind – und, die vielleicht noch wichtigere Frage: Könnten wir sie vermeiden?


Was die Klimakrise mit dem Hochwasser zu tun hat

Ja, Hochwasser hat es schon immer gegeben. Allerdings warnen zahlreiche Forscher:innen, dass mit steigenden globalen Temperaturen auch die Anzahl und Intensität von Extremen wie Hochwassern und Dürren ansteigen.

Zwar hat sich das langjährige Mittel der Niederschläge hier in Deutschland kaum verändert, allerdings hat sich die Art der Niederschläge verändert. Es gibt stärkere Regen und zeitgleich deutlich längere Trockenphasen ohne Niederschlag. Kurz gesagt: Es regnet längere Zeit gar nicht – und wenn es dann mal regnet, fällt deutlich mehr Wasser auf die Erde. Die Böden sind schnell gesättigt und können anschließend kaum noch Wasser aufnehmen.

Spätestens nach der katastrophalen Flut im Ahrtal im Sommer 2021 sollte der Politik, aber auch der Zivilgesellschaft klar sein, dass der Hochwasserschutz deutlich verbessert werden muss. In den letzten Wochen werden nun erneut zahlreiche Defizite deutlich und damit ein immenser Handlungsbedarf sichtbar. Doch welche Maßnahmen können ergriffen werden, um den Hochwasserschutz zu verbessern?

 

Intakte Flussauen als natürliche Hochwasser-Bremse

„Sehr viele Schäden und Probleme, die wir jetzt haben, sind auch dadurch entstanden, dass wir uns angewöhnt haben, die Flussauen zuzubauen“, sagt Christian Wolter vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin im Gespräch mit der Tagesschau. 

Die natürlichen Auenflächen mussten im Laufe der Jahrzehnte dem wachsenden Platzbedarf für Wohn- und Gewerbesiedlungen weichen. Flussläufe wurden begradigt, Deiche immer dichter an die Flussufer gebaut. Rund zwei Drittel aller Auenflächen an Flüssen sind heute verschwunden.  Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Flüsse die Möglichkeit verloren haben, sich bei Hochwasser in ihre natürlichen Überschwemmungsflächen auszudehnen – womit immer extremere Hochwasserereignisse einhergingen. Die Bebauung in gefährdeten Lagen führt zudem dazu, dass die Schäden im Falle einer Überschwemmung deutlich höher ausfallen.

Forscher:innen fordern daher eine massive Renaturierung von Flussauen in Deutschland. Mit der Erhöhung von Deichen wird nur auf das Symptom höherer Hochwasserspitzen reagiert – die Ursachen werden nicht angegangen. Auch das Bundesamt für Naturschutz fordert die Entwicklung von naturnahen Auen „zur Generationenaufgabe“ zu machen.

 

Umbau von Nadel- zu Laubwäldern

Wälder sind im Kampf gegen die Klimakrise – und ihre Folgen – echte Multi-Talente. Sie können nicht nur große Mengen an Kohlenstoff speichern, sondern auch die Böden schützen und wertvolles Grundwasser speichern.Der Waldboden mit seinen unzähligen Wurzeln speichert das Wasser wie ein Schwamm. So schützen Wälder auch in vielen Fällen vor Hochwasser.

Doch das gilt leider nicht für alle Wälder: Hier ist die Bedeutung von Mischwäldern besonders eklatant. Unterschiedlich tief wurzelnde Baumarten in einem gesunden Mischwald fördern das Speichervolumen und können somit deutlich mehr Wasser aufnehmen als z.B. die Böden von Fichtenmonokulturen. Insbesondere in sogenannten Hochwasserentstehungsgebieten, also vor allem bergigen Landschaften, spielen Wälder eine wichtige Rolle bei der Hochwasserprävention – monotone Gebirgslandschaften leisten weniger Widerstand, um herabfließendes Wasser zu bremsen und zu speichern.

Ein Mix aus alten und jungen Bäumen kann sich zudem deutlich besser an klimatische Veränderungen anpassen. Je vielfältiger das Zusammenspiel an Pflanzen- und Tierarten innerhalb des Waldes, desto robuster und gesünder ist das Ökosystem. Hier spielt also auch die Förderung von Biodiversität eine wichtige Rolle, um den Folgen der Klimakrise entgegenzuwirken.

 

 

Der Blick in unsere Projektregionen

Dass gesunde Wälder auch für den Hochwasserschutz enorm wertvoll sind, weiß auch unser Projektpartner in Sachsen, die Stiftung Wald für Sachsen. Sie setzt unter anderem Aufforstungsprojekte im Freistaat um, die auch das Ziel verfolgen, den Hoch- und Grundwasserschutz zu verbessern.

Sachsen hatte im Laufe der Zeit mit teils schweren Hochwassern zu kämpfen. Die Landesregierung hat in der Reaktion mehr als drei Milliarden Euro seit 2002 in den Hochwasserschutz investiert und gilt bundesweit als Vorbild: „Sachsen ist bei den Hochwasserentstehungsgebieten Vorreiter und hat bislang als einziges Bundesland solche Gebiete ausgewiesen“, sagt Sabine Riewenherm, Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz.

In diesem Winter besonders betroffen vom Hochwasser sind einige Regionen in Niedersachsen. Bis heute stehen Flächen unter Wasser – darunter auch Flächen, die die Stiftung Zukunft Wald in diesem Frühjahr bepflanzen wollte. Seit einigen Jahren unterstützen wir die Pflanzung von Schulwäldern unter dem Motto „Pflanzt nicht Worte, sondern Bäume“. Die geplanten Pflanzungen müssen nun bis Herbst warten.  

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert