Ein Besuch, der Hoffnung macht

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Manchmal muss man sich mit eigenen Augen davon überzeugen, ob die Projekte, die wir mit anstoßen und begleiten, sich in eine richtige Richtung entwickeln; zumal in den letzten Jahren sehr viel passiert ist. Die Corona-Krise hat uns alle in Atem gehalten und die Klimakrise ist ein dauerhafter Begleiter geworden, leider. Gerade in solchen Zeiten ist es gut, zu überprüfen, ob unser Ansatz gegen die Erderhitzung aufgeht.

Ich bin daher diesen Sommer nach Nicaragua geflogen; das letzte Mal war ich vor fünf Jahren dort. Dieses Mal war ich zusätzlich in Begleitung eines kleinen Teams des ZDF. Das Team wollte sich vor Ort ausführlich zeigen lassen, wie sinnvoll Baumpflanzungen tatsächlich sind.

Ein verändertes Land

Bei der Ankunft in Somoto mussten wir kurz bangen, ob man uns ins Land lässt. Das autoritäre Ortega-Regime ist der Presse gegenüber nicht immer wohlwollend eingestellt, aber wir hatten Glück – und konnten die Kontrollen am Flughafen ohne größere Probleme passieren.

Was vom ersten Moment an auffiel: Nicaragua hat sein Antlitz innerhalb der letzten Jahre verändert. Die Polizeipräsenz hat deutlich zugenommen. Dadurch liegt eine gewisse Schwere auf dem Land. Dennoch haben die von uns unterstützten Aufforstungen Dimensionen angenommen, von denen wir anfangs kaum gewagt haben, zu träumen. Das Projekt, das in einer einzelnen Region gestartet ist, hat sich inzwischen zu einem landesweiten Aufforstungsprogramm entwickelt, dem sich Jahr für Jahr mehr Kleinbauern und Kleinbäuerinnen anschließen.

Zu Wäldern herangewachsen

Der Besuch fand mitten in der Regenzeit statt – und Regenzeit ist Pflanzzeit. Die Baumschulen waren daher gut gefüllt mit Setzlingen. Ich konnte selbst mit pflanzen – unter mir eine satte Schicht erdiger Matsch. Neben den Neupflanzungen haben wir uns Flächen ansehen können, die schon länger bestehen. Die Flächen habe ich mit großer Freude betreten. Denn dort sieht man, wie die vor Jahren gepflanzten Setzlinge zu einem schönen Wald herangewachsen sind, in dem Vögel nisten und auch andere Tiere ein Zuhause finden. Und, was besonders wichtig ist: Während einzelne Bäume für den Holzverkauf bereits entnommen wurden, bleibt der Wald bestehen. Denn die Bäume treiben nach der Fällung wieder neu aus und im Schatten des Waldes wächst mit den Sämlingen anderer Baumarten bereits eine neue Baumgeneration heran.  

Frühe Ernte dank Biokohle

Bei meinem Besuch habe ich auch die zweite erst kürzlich eröffnete Tischlerei anschauen können. Dort werden nachhaltige Holzprodukte aus den geernteten Stämmen hergestellt. Vor Ort konnte ich mich auch davon überzeugen, dass es richtig war, mit den Spendengeldern von PRIMAKLIMA auf die Herstellung von Biokohle zu setzen. Dabei werden Abfallprodukte aus den Wäldern genutzt, die für die Herstellung von Holzprodukten nicht geeignet sind. Diese Holzreste werden von den Farmer:innen angekauft. 

Die Biokohle wird unter anderem eingesetzt, um Kaffeepflanzen zu besseren Startbedingungen zu verhelfen. Und tatsächlich hat eine der Kaffeebäuerinnen vor Ort mir erzählt, dass ihre Pflanzen schon im zweiten Jahr Kaffeekirschen tragen. Ohne den Einsatz von Biokohle hätte sie noch ein weiteres Jahr auf einen Ertrag warten müssen.  So sind neben den Jobs bei den Aufforstungen und der Pflege der Bäume zwei weitere wertvolle Einkommensmöglichkeiten für die Menschen vor Ort entstanden.  

Mit einem guten Gefühl zurück

Während meines Aufenthalts hatte ich die Chance, mit mehreren der beteiligten Farmer:innen zu sprechen – und ich habe bei allen eine sehr positive Grundstimmung wahrgenommen. Viele nehmen mit großer Überzeugung an den Baumpflanzungen teil und sehen die Aufforstungen als eine Investition in die Zukunft ihrer Familien. Oft schwingt auch der Gedanke mit, etwas an die Natur zurückgeben zu wollen. Diese Haltung hat mich sehr beeindruckt!

Es waren nur wenige Tage, die ich vor Ort verbracht habe – aber es waren Tagen, die randvoll mit Eindrücken waren. All diese Eindrücke haben mich bestätigt: Die Spendengelder von PRIMAKLIMA sind hier in Nicaragua genau richtig eingesetztDas Projekt ist ein wunderbarer Beweis dafür, dass wir trotz Klimakrise einen Spielraum haben, in dem wir – und vor allem auch die Menschen aus dem Globalen Süden- die Zukunft aktiv gestalten können. 

Getragen von diesem guten Gefühl, habe ich meine Heimreise angetreten.

 

 

 

(von Henriette Lachenit)