Projektgebiet:

Indien, Karnataka State, Distrikt Chickballapur

Projektart und Zertifizierung:

Aufforstungen mit Fruchtbäumen auf degradierten Flächen kleinbäuerlicher Familien
Gold Standard

CO2-Einbindung:

20.562 Tonnen

 

Ohne Wasser kein Leben 

Mal rötlich, mal beige, mal eher braun. Aber in jedem Fall trocken, karg und staubig. Brachliegendes Ackerland so weit das Auge reicht – Alltag im südindischen Distrikt Chikballapur.

Abdul Basheed kann sich noch genau daran erinnern wie es früher war, als er und seine Familie hier einjährige Feldfrüchte angebaut haben. Vor allem Tomaten, Mais oder Hirse brachte ihre Farm hervor. Für den eigenen Verzehr, aber auch für den Verkauf auf Märkten in der Region. Angewiesen auf regelmäßige Niederschläge wurden die Ernteerträge aber irgendwann immer weniger. Die langersehnten und lebenswichtigen Regengüsse des indischen Sommermonsuns ließen immer länger auf sich warten. Was die Auswirkungen der Klimakrise bedeuten, ist für Menschen wie Abdul Basheed schon lange keine Theorie mehr, kein eventuelles Zukunftsszenario.

Gemeinsam stark

Für die ohnehin oft am Rande der Gesellschaft lebenden Farmer:innen wurde es zunehmend schwieriger, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Viele junge Menschen zogen in die Städte – in der Hoffnung auf Perspektiven. Aber auch für die auf dem Land gebliebenen Menschen musste und sollte es weitergehen. 1984 gründete die ortsansässige gemeinnützige Organisation ADATS die Vereinigung Coolie Sangha (Coolie = ungelernte:r Arbeiter:in, Sangha = Gruppe, Gemeinschaft, Vereinigung) und leistet seitdem nicht nur ganzheitliche Entwicklungsarbeit, sondern auch einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz. Denn die Coolie Sangha kämpfen als Zusammenschluss von Klein- und Kleinstbauern und -bäuerinnen nicht nur gegen ihre Diskriminierung von Seiten Angehöriger höherer Kasten und für die Verbesserung ihrer Lebensumstände. Mitglieder dieser Vereinigung haben die Möglichkeit, am Bagepalli Aufforstungsprojekt teilzunehmen.

Ziel des Projektes ist es, die Anfälligkeit für die Folgen der Klimakrise zu vermindern. Die Farmer:innen pflanzen als Alternative zu der früheren klassischen Landwirtschaft nun Fruchtbäume wie Mango, Tamarinde oder Cashew. Während ihres Wachstums binden die Bäume Kohlendioxid aus der Luft – und sorgen gleichzeitig dafür, dass sich die Bodenqualität verbessert. Durch die Baumwurzeln können die Böden das wenige Wasser besser halten und auch ein zu schnelles Abfließen bei Starkregen während des Sommermonsuns verhindern. Ein natürlicher Erosionsschutz, der die degradierten Böden stabilisiert.  
Die Anpflanzungen sind sehr anspruchsvoll, denn die Bäume müssen die ersten drei bis fünf Jahre regelmäßig bewässert werden, um kräftiges Wurzelwerk ausbilden zu können. In großen Becken wird daher das wertvolle Wasser des Sommermonsuns gesammelt. Dieser Einsatz zahlt sich aus. Die Bäume tragen in der Regel jährlich Früchte und  sorgen somit für regelmäßige Einkünfte. Durch die Vermarktung der CO2-Zertifikate erhalten die Mitglieder der Coolie Sanghas weitere Einnahmen. Ihre Lebensumstände haben sich deutlich verbessert.

Bäume der Zuversicht

Dass die Bäume nicht nur Früchte abwerfen, sondern auch CO2 einbinden, macht in den Dörfern Schule – und so entscheiden sich immer mehr Farmer:innen, einen Teil ihres Landes mit Fruchtbäumen zu bepflanzen. Und immer mehr junge Menschen ziehen von den Städten zurück aufs Land, denn das Aufforstungsprojekt bedeutet für sie eine echte Aussicht auf die Zukunft. Die lokalen Gemeinschaften werden bei der Auswahl und Pflege der Baumarten unterstützt und erhalten unter anderem umfangreiche Kenntnisse zu Schädlings- und Krankheitsbekämpfung sowie zur Veredelung von Obstbäumen. Besonders ungelernte Arbeiter:innen und Frauen werden durch das Projekt unterstützt. Über die Zeit ist hier eine starke Gemeinschaft entstanden, in der die Zugehörigkeit zu einer Kaste nicht mehr im Mittelpunkt steht.

Seit 2005 sind Abdul Basheed und seine Familie Mitglied der Coolie Sangha. Sie pflanzen hauptsächlich Mangobäume an und konnten durch die Gelder aus den CO2-Zertifikaten unter anderem eine Krankenhausrechnung und die Schulgebühren für seine Enkelkinder bezahlen. Auch neue Setzlinge kann die Familie durch die Beträge finanzieren und somit viele weitere Bäume pflanzen. So setzen sie jeden Tag ein wertvolles Stück Klimaschutz um. Sie sind zurecht stolz auf das, was sie hier leisten. „Wir hätten uns nie vorstellen können, dass die Leute für saubere Luft Geld bezahlen.“ freut sich Abdul Basheed mit seinem Enkel auf dem Schoß – im Schatten seiner Bäume.