Die unterschätzte Schutzfunktion von Wäldern

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Diesen Sommer hat das Hochwasser in Teilen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz eine unfassbare Spur der Verwüstung hinterlassen – zahlreiche Menschen sind in den Fluten gestorben. Kurze Zeit später wurde der aktuelle Weltklimabericht veröffentlicht – dessen klare Botschaft: Solche Extremwetterereignisse wird es zukünftig häufiger geben; ein äußerst bedrohliches Szenario.
Die gute Botschaft: Diesen Ereignissen sind wir nicht komplett schutzlos ausgeliefert. Eine sehr wichtige Rolle spielen beim Hochwasserschutz nämlich unsere Wälder!


Schon nach dem verheerenden Elbehochwasser 2002 – auch eine „Jahrhundertflut“ – machte man sich intensiv Gedanken, wie Städte und Siedlungen besser geschützt werden können. „Mit dem Wald gegen die Flut“, hieß es. Was aber bedeutet das konkret?

Ernsthaft betriebener ökologischer Hochwasserschutz heißt: An vom Hochwasser gefährdeten Flächen müssen mehr Waldflächen entstehen und bestehende gut geschützt werden. Denn diese Wälder können (Stark-)Regen weitestgehend zurückhalten – sehr viel mehr als eine Wiese, über die das Wasser streicht.

Denn naturnah bewirtschaftete Waldflächen, die neben Bäumen reich an Sträuchern und Büschen sind, verhindern den schnellen Abfluss des Wassers in den Fluss. Generell sind Wälder ein sehr guter Schutzschild gegen Hochwasser. Vor allem die Blätter von Laubbäumen können wie ein aufgespannter Regenschirm die nassen Massen zurückhalten. Ein Großteil des Niederschlags bleibt in den Bäumen hängen und gelangt gar nicht erst auf den Boden – die Tropfen verdunsten.

Das eigentliche Wunder vollzieht sich jedoch im Boden: Waldböden haben nämlich eine gewaltige Speicherkraft – die hauptsächlich durch eine Vielzahl an Hohlräumen entsteht. Ganz entscheidend dabei: Die Fähigkeit der Bäume, tief zu wurzeln. Diese Wurzeln „perforieren“ den Boden regelrecht und schaffen eine Fläche, die enorme Wassermengen aufnehmen kann.
Zusätzlich leben in einem humusreichen Boden, der vor allem in Laubwäldern vorzufinden ist, eine kaum vorstellbare Menge an Mikroorganismen und Regenwürmern, die zusätzliche Hohlräume und unterirdische Gänge schaffen.

Daher sind Regionen, die regelmäßig mit Hochwasser konfrontiert sind, gut beraten, ökologischen Hochwasserschutz sehr ernst zu nehmen – angesichts der Klimaprognosen. Wir sind froh, dass PRIMAKLIMA unter anderem mit Pflanzungen in Sachsen dazu beitragen konnte, den Hochwasserschutz zu erhöhen. Die Problematik dort: Das Regenwasser im Erzgebirge fließt in die anliegenden Flüsse und kann den Wasserstand in den Gewässern dramatisch erhöhen. Gezielte Aufforstung kann aber das Abfließen von Regenwasser stark mindern. Daher gibt es dort seit einigen Jahren zusätzlich wertvolle Mischwaldflächen, die die Bewohner:innen in Hochwasserzeiten ein Stück weit mehr schützen.

 

(von Nina Giaramita)